LESEPROBEN Der Trebing-Lecost Hotel Guide 2014

(…) Einer Angehörigen der Reservierungsabteilung würden wir am liebsten das Prädikat „goldig“ verleihen: Auf unsere Frage, ob die Zimmer denn renoviert worden seien, antwortete sie „teilweise schon“ und meinte, sie wolle diesen Wunsch bei einer Reservierung gern vermerken. Als wir uns dann nach dem Ergebnis der Renovierung erkundigten, räumte sie etwas kleinlaut ein, dass die schon etwa zehn Jahre zurückliege. Diese Mitarbeiterin hat jedenfalls die Philosophie der Unternehmensgruppe voll und ganz verinnerlicht, denn hier denkt man nicht in Jahren, sondern in Dekaden. Wenn die Teilrenovierung erst zehn Jahre zurückliegt,können die Zimmer bei Maritim noch geradezu als jungfräulich gelten. (…)
(Maritim, Mannheim)

(…) Deshalb ist es eine kluge Entscheidung, dass die Mandarin-Oriental-Gastfreundschaft nicht im Sonderangebot erhältlich ist. Allerdings fragt man sich doch, warum die Direktion sich bei einer Rate von 525 Euro für ein Doppelzimmer der untersten Kategorie noch nicht hat durchringen können, WLAN-Nutzung grundsätzlich zu inkludieren – die wird hier mit 18 Euro pro Tag fakturiert. Das wirkt dann doch ein wenig knauserig. (…) Wer bei seiner Unterkunft in München keinerlei Abstriche im Hinblick auf Service- und Aufenthaltsqualität machen und ganz nebenbei in bester Citylage und in direkter Nachbarschaft zu den Hotspots logieren will, für den ist dieses Luxushotel der Spitzenklasse die erste Wahl. Wie heißt es doch so schön: „Kleinigkeiten sind es, die Perfektion ausmachen, aber Perfektion ist alles andere als eine Kleinigkeit.“
(Mandarin Oriental, München)

(…) Viele Jahre lang war hier Josef Moré verantwortlich – oder einfach „der Josef“, wie er von den Stammgästen genannt wurde. Und Stammgäste gab und gibt es in diesem Dorint sehr viele. Der umtriebige Moré war kein Hoteldirektor im klassischen Sinne. Wie er selbst immer betonte, reduzierte er die Büroarbeit auf eine Stunde pro Tag, um mehr Zeit für seine Mitarbeiter und seine Gäste zu haben. Um das Administrative kümmerte sich seine Stellvertreterin. Das klingt, als hätte man es hier mit einem besonders faulen Exemplar der Gattung Hoteldirektor zu tun. Das war Moré aber mitnichten, in der Gästebetreuung – oder Guest Relation, wie man neudeutsch sagt – lag einfach seine Stärke. (…)
Die Geschäftsleitung hat ihm wiederholt aufgetragen, einen Nachfolger aufzubauen, doch das ist bisher kläglich gescheitert. Nun hat man eine Lösung gefunden, die beiden Seiten gerecht wird: Moré ist bis auf Weiteres in beratender Funktion tätig. (…)
Alles lief wie geplant, Bouhlou fügte sich in die Rolle des gelehrigen Schülers und ging beim großen Moré in die Lehre. Er erkannte, dass er von dieser Konstellation profitieren wird, und eignete sich recht zügig die ungeschriebenen Gesetze an, die hier vor Ort gelten. (…)

 (Dorint Nürburgring, Nürburg)

(…) Mancher mag geneigt sein, ihr eine leichte Tendenz zum Größenwahn zu unterstellen. Doch man kann über die Lady denken, wie man will, sie hat hier zweifelsohne eine Menge bewegt, und ihren Ankündigungen folgen in der Regel auch Taten. In jedem Fall ist das Bayrische Haus mittlerweile eine der besten Adressen der Landeshauptstadt Brandenburgs und in kulinarischer Hinsicht eine Institution. Und die Branche braucht Visionäre, Mittelmaß gibt es genug.
(…) Da Madame Schmack sich natürlich nicht mit nebensächlichen Anliegen ihrer Gäste beschäftigen möchte, hat sie schon vor längerer Zeit entschieden, Sternekoch Alexander Dressel auch die Gastgeberfunktion zu übertragen. Man könnte meinen, dass Dressel sich sehr langweilen muss, wenn er diese Aufgabe noch eben mit übernehmen kann.
(Bayrisches Haus, Potsdam)

(…) Es verwundert nicht, dass der Altersdurchschnitt bei gefühlten 60 Jahren liegt, da der Wachtelhof
nicht unbedingt auf eine jugendliche Gästeklientel zugeschnitten ist. Das zeigt sich im Übrigen auch beim Betreten der Zimmer und Suiten, deren Interieur doch sehr gediegen wirkt. Natürlich gibt es auch in dieser Altersklasse nicht wenige, die den Stil als altbacken und konservativ empfinden und sich gefreut hätten, wenn der Eigentümer sein Hotel mit Systemmöbeln von USM Haller oder Flötotto eingerichtet
hätte. (…)

(Wachtelhof, Rotenburg an der Wümme)

(…) Als das Traditionshotel vor ungefähr acht Jahren von der Hotelgruppe Dr. Lohbeck übernommen wurde, erklärte man vollmundig, man wolle dieses geschichtsträchtige Haus „in eine erfolgreiche Zukunft führen“. Doch die erhofften positiven Impulse blieben leider bislang aus. Zuallererst hätte man sich gewünscht, dass der Renovierungsstau abgebaut wird, der hier gut und gern zwei Jahrzehnte umfasst. (…) Kiy hat bereits in der Vergangenheit dokumentiert, dass sie Biss hat und – was unter ihren Kollegen immer seltener wird – eine eigene Meinung, die sie auch offen vertritt. Egal welche Neuerungen sie hier durchsetzen wird, die Mitarbeiterzufriedenheit kann sich dadurch unseres Erachtens nur deutlich verbessern. Denn Kiy ist sehr direkt, geht offen auf ihre Mitarbeiter zu und spricht Schwachpunkte unverzüglich an; Taktieren liegt ihr überhaupt nicht. Trotz des frischen Windes, den der Führungswechsel verheißt, steht man aber vor großen Herausforderungen. (…)
(Krone Assmanshausen, Rüdesheim)