LESEPROBEN Der Trebing-Lecost Hotel Guide 2017

Das Jagdhaus Eiden muss im Leisure-Segment keinen echten Mitbewerber fürchten, denn kein anderes Hotel in Bad Zwischenahn kann wirklich überzeugen. Vor allem mit seinem Wellness- und Gastronomiekonzept hat es ganz klar die Nase vorn. Viele Häuser auf dem hiesigen Markt haben die Zeichen der Zeit verschlafen, etwa den Gesundheits- und Wohlfühltrend. (...) Wegen der unterschiedlichen Renovierungsstände ist es sinnvoll, bei der Reservierung genauer nachzuhaken; man sollte sich keinesfalls mit der Aussage zufriedengeben, die Zimmer würden regelmäßig renoviert und seien alle in einem guten Zustand. Besonders zu empfehlen sind die Zimmer der sogenannten Kategorie  4 im Gästehaus, die erst kürzlich renoviert wurden und eine Größe von 50  m² haben. (...) Mit dem Gourmetrestaurant Apicius kann das Jagdhaus Eiden darüber hinaus ein besonderes Alleinstellungsmerkmal für sich reklamieren, denn es ist im kulinarischen Niemandsland des nordwestlichen Niedersachsen ein einsames Leuchtfeuer der Haute Cuisine. (...)
(Jagdhaus Eiden, Bad-Zwischenahn)

Das Bareiss ist und bleibt Deutschlands bestes Luxus-Ferienhotel. Wer sich für diese Nobelherberge entscheidet, muss allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen: Ein Doppelzimmer inklusive Halbpension, Mitternachtsimbiss und Nutzung des Spa kostet schon in der Vorsaison mindestens 400  Euro. Hotelchef Hermann Bareiss hat es bisher verstanden, sein Hotel stets den Wünschen der Gäste anzupassen, die sich immer schneller wandeln. (...) In der Regel buchen die Gäste Halbpension, die hier als „kulinarischer Ferientag“ bezeichnet wird und weitaus mehr beinhaltet als ein Dinner am Abend: Dazu gehören auch ein erweitertes Frühstücksbuffet, das eher einem Brunch entspricht, nachmittags ein Kuchenbuffet und sogar noch ein Mitternachtsimbiss. Kein Wunder, dass ein Urlaub hier häufig mit dem auf einem Kreuzfahrtschiff verglichen wird, denn im Anschluss daran muss man entweder das Sportprogramm intensivieren oder einige Tage lang das Abendessen canceln, um das zugelegte Gewicht wieder abzubauen. (...) Bedauerlich ist nur, dass Hotelchef Hermann Bareiss seinen Gästen immer noch nicht ermöglicht, die Rechnung für ihren Aufenthalt per Kreditkarte zu begleichen. Als wir bei der Zimmerreservierung in diesem Punkt extra noch einmal nachhakten, erklärte uns die wirklich nette Mitarbeiterin, die Zimmerraten seien so knapp kalkuliert, dass man sich nicht imstande sehe, die Kreditkartengebühren zu tragen. Das hat uns doch gelinde erstaunt, immerhin wurde für ein Standard-Doppelzimmer im Mai eine Rate von 490  Euro aufgerufen, wenn auch inklusive kulinarischem Ferientag. Keine Frage, der Gast bekommt hier in jeder Hinsicht viel geboten; dennoch ist diese Restriktion hinsichtlich der Zahlungsmodalitäten nicht nachvollziehbar und wirkt einfach nur peinlich kleinlich.
(Bareiss, Baiersbronn)

Wenn wir mit verbundenen Augen in ein beliebiges Hotelzimmer von Maritim geführt würden, könnten wir beim Abnehmen der Binde vermutlich mit einer Trefferquote von 99  Prozent erkennen, wo wir uns befinden. Gediegene Möbel, eintönige Auslegeware, Stores, dunkles Holz und natürlich Schmuckelemente aus Messing, das sind unverkennbare Ausstattungsmerkmale dieser Hotelgruppe. Ein weiteres Indiz sind Duschvorhänge in den Badezimmern, weil die angeblich hygienischer sind als Glastrennwände. Insgesamt adressiert man mit dem Produkt ein eher konservatives Publikum. (...) Leider scheint hier auch das Housekeeping nicht hinreichend auf Hotelstandards eingeschworen zu sein, denn die Sauberkeit der Zimmer gibt immer wieder Anlass zu Kritik. (...)
(Maritim, Bremen)

Seit einigen Jahren steht dieses Traditionshotel unter dem Management von Dorint. Diese Gruppe hat ihre Wurzeln bekanntlich im First-Class-Businesssegment und nicht in der Luxushotellerie. Die Niedrigpreispolitik, die hier nun zum Teil betrieben wird, lässt erahnen, wie es um das Haus bestellt ist, denn einen solchen Kurs fährt man sicher nicht ohne Grund. (...) So wird sich inzwischen mancher Stammgast fragen, was nur aus dem guten alten Park Hotel geworden ist. Es ist unübersehbar, dass Renovierungsmaßnahmen notwendig sind, die über eine kleine Auffrischung hinausgehen. (...) Bei dem früheren Hoteldirektor Wilhelm Wehrmann und seiner Frau ging uns zwar oft ihre arrogante und manchmal überhebliche Art auf die Nerven, aber zumindest hatten beide ein untrügliches Gespür dafür, wann und in welcher Form sie dem Gast ihre Aufmerksamkeit widmen mussten. Das galt zumindest für wichtige Stammgäste; der Durchschnittsbesucher bekam eher selten Gelegenheit, dem Direktorenehepaar eine Beschwerde oder ein besonderes Anliegen vorzutragen. (...) Andererseits wurde aber noch unter seiner Ägide das lange verfolgte Ziel erreicht, mit dem Gourmetrestaurant einen Michelin-Stern zu erringen und damit in den erlauchten Kreis der besten kulinarischen Adressen aufzusteigen. Das ist aber leider Geschichte. (...) Bezüglich der Leitung des Park Hotels haben sich inzwischen Gerüchte bestätigt, die schon Ende letzten Jahres kursierten: Huemer hat das Haus verlassen; angeblich kam es zu Differenzen mit der Unternehmensspitze. (...)
(Park Hotel , Bremen)

Nicht nur wir waren überrascht, als bekannt wurde, dass Bernhard Dohne in Cuxhaven die Strandperle übernimmt und damit alle Privilegien und Rechte aufgibt, die er zuvor in den 25 Jahren seiner Tätigkeit für die Hotelgruppe Maritim erworben hatte. Zuletzt hatte er sich bis zum Regionaldirektor hochgedient, genoss das Vertrauen der Konzernchefin Dr. Monika Gommolla wie auch ihres Geschäftsführers Gerd Prochaska und wurde intern sogar als dessen Kronprinz gehandelt. Im Januar letzten Jahres kehrte er dann jedoch unerwartet der pulsierenden Hauptstadt den Rücken, um in diesem privat geführten Leisurehotel die Rolle des Gastgebers zu übernehmen. Warum hat er sich auf dieses Abenteuer eingelassen? Die Gerüchteküche brodelt. Angeblich hat sich Dohne ein Hintertürchen für eine Rückkehr in den Schoß der Maritim-Familie offengehalten und sich zunächst nur für drei Jahre beurlauben lassen. Hinter vorgehaltener Hand wird sogar gemunkelt, er schaffe die Rahmenbedingungen dafür, dass die Strandperle zukünftig als Maritim flaggt. Da die Hotelgruppe an der Nordsee noch keine Dependance unterhält, ist dieser Gedanke nicht abwegig, und das Haus würde jedenfalls prima in ihr Portfolio passen. Dohne streitet das jedoch vehement ab. Welche Pläne und welchen Kurs er hier verfolgt, bleibt im Gespräch mit ihm allerdings nebulös, da verliert er sich eher in Gemeinplätzen. Weitreichende Renovierungsmaßnahmen sollen erfolgen, sagt er, ohne sich hinsichtlich des Umfangs oder auch der Terminierung irgendwie festzulegen. Das ist aber kaum überraschend, bei Maritim ist dies schließlich eine Strategie. Die Strandperle lebt vor allem von ihren Stammgästen. (...) Nun ist er schon vor einigen Jahren zu der Erkenntnis gelangt, dass es durchaus sinnvoll wäre, einen Nachfolger aufzubauen. Bislang ist ihm das nicht gelungen, keiner konnte es ihm recht machen. Nun glaubt er mit Dohne den Richtigen gefunden zu haben. (...)
(Strandperle, Cuxhaven)


In diesem Hotel hat sich der Eigentümer Max Schlereth sein eigenes Museum geschaffen, denn ein Teil der von ihm gesammelten Bilder, Skulpturen und Exponate aus verschiedenen Epochen schmückt hier die öffentlichen Bereiche, die Flure auf den Etagen, aber auch die Zimmer selbst. (...) Beim Zimmerprodukt scheiden sich die Geister. Manche schwärmen, es sei edel und behaglich. Auf uns wirkt es eher, als hätte Maritim ein Pilotprojekt im Fünf-Sterne-Segment gestartet. In der Superior-Kategorie zum Beispiel fand bei einem Raumangebot von 27  m² eine Ledercouch mit einem Messingtisch Platz, und auch anderes in der Ausstattung wirkt ein wenig old-fashioned. Der Vogelaugenahorn im Eingangsbereich soll die Wertigkeit der Einrichtung unterstreichen. Ist das arme Holz damit nicht etwas überfordert? Zudem sind die sogenannten Businesszimmer mit 16  m² doch recht beengt, dasselbe gilt hier für die Badezimmer. (...) Insgesamt bleiben wir dabei, dass man gut daran getan hätte, die Messlatte nicht so hoch zu legen. Denn unseres Erachtens können weder das Gesamtkonzept noch die Servicestrukturen den eigenen Anspruch erfüllen – „Luxushotel“ geht irgendwie anders.
(Derag Livinghotel DE MEDICI, Düsseldorf)

Nach vielfältigen Problemen und entsprechend langer Planungs- und Bauzeit wurde im Herbst 2016 endlich das neue Fünf-Sterne-Superior-Hotel am Frankfurter Opernplatz eröffnet. (...) Weniger durchsichtig sind die Eigentumsverhältnisse in Bezug auf das Gebäude; darüber waren verschiedene Gerüchte im Umlauf. „Der Direktor kommt aus Belgien, das Gebäck aus Frankreich – und das Geld womöglich aus Panama“, schrieb die Bild-Zeitung mit Bezug darauf, dass sich die Spur der Eigentümer des neuen Komplexes in Luxemburg verliert. Wer damit kein Problem hat, wird hier ein Luxushotel der neuesten Generation vorfinden, bei dem der Innenarchitekt jedenfalls seine Arbeit gemacht hat. Viele der Zimmer verfügen über einen halbrunden Schlafbereich, der sich mittels der konkav gebogenen Türen zu Bad und Flur zu einer Art Kokon schließen lässt; das soll besonders behaglich wirken. (...) Beim Service hakt es derzeit leider noch an einigen Ecken. Da sich das Haus bis März 2017 noch in der Pre-Opening-Phase befindet, ist das zunächst zu verzeihen; vieles wird sich mit der Zeit einschleifen, und wir wollen da auch nicht kleinlich sein. Aber wenn der Direktor höchstpersönlich bei der Antwort auf Gastbeschwerden zunächst alles, was gelobt wurde, noch einmal ellenlang wiederholt, um dann die recht umfängliche Kritik auf einen einzigen Teilaspekt zu reduzieren, der mit einem indirekten Hinweis auf unfähiges Personal („entspricht nicht unserer Philosophie“) abgetan wird, fühlt man sich doch etwas verschaukelt. Hier scheint es noch an Feingefühl und Kommunikationsroutinen zu fehlen. (...)
(Sofitel Frankfurt Opera, Frankfurt)

Dieses First-Class-Superior-Hotel hat eine mehr als beachtliche Entwicklung genommen; längst ist es im Ostseebad Kühlungsborn die absolute Nummer eins. Zum einen stimmt hier das Gesamtprodukt. Zum anderen spricht für das Haus schon die prominente Lage direkt an der Ostseeallee: (...) Neben der Hardware sind im Upstalsboom aber schon seit der Eröffnung auch das Dienstleistungsangebot und die Servicequalität auf einem kontinuierlich hohen Niveau. Nicht zuletzt damit ist es dem Haus unseres Erachtens gelungen, auf dem hiesigen Hotelmarkt die Spitze zu besetzen und das Travel Charme Ostseehotel auf den zweiten Platz zu verweisen. Nur die Performance des vorigen Hoteldirektors Alexander Schreiter konnte zuletzt nicht überzeugen. Anscheinend war ihm zwischenzeitlich entfallen, dass er hier kein anonymes Business-Cityhotel führte, sondern ein anspruchsvolles Leisurehotel, wo sich die Gäste im Durchschnitt erheblich länger aufhalten und die Erwartungen in Bezug auf persönliche Betreuung und Zugewandtheit entsprechend höher sind. Vielleicht hatte er auch einfach nicht verstanden, wie wichtig der direkte Gastkontakt in einem solchen Haus ist. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Verantwortlichen die Reißleine zogen und sein Gastspiel hier beendeten. (...)
(
Upstalsboom, Kühlungsborn)

Das Cliff Hotel in Sellin auf Rügen ist unbestreitbar eine Besonderheit auf dem Rügener Hotelmarkt. (...) Wer sich für Baukunst und Geschichte interessiert, kommt hier dennoch auf seine Kosten, denn der ausladende Hotelkomplex ist ein Musterbeispiel für den Baustil der DDR in den 1960er und 1970er Jahren, der noch ganz vom Geist der klassischen Moderne beseelt war. Bäderarchitektur im neuen Gewand war damals nicht gefragt; das Ferienhotel der DDR-Elite sollte ebenso rückhaltlos modern gestaltet sein, wie der Staat sich selbst sah. So wirkt die Anlage heute wie die Kulisse eines James-Bond-Films aus den 1960er Jahren. Dazu trägt natürlich auch bei, dass sie auf einer Klippe über der Ostsee liegt und es sogar einen freistehenden Fahrstuhl von hier hinunter zum Strand gibt – schließlich wollten die Funktionäre den Auf- und Abstieg nicht per Treppe bewältigen müssen. So rechnet man fast damit, im Cliff Hotel von einem klassischen Bond-Gegenspieler in Empfang genommen zu werden. Es ist dann aber doch nur Direktor Peter Schwarz, der den Gast begrüßt. Und das erwartete Haifischbecken erweist sich letztlich als Pool von der Größe – und leider auch dem Ambiente – eines städtischen Hallenbads. (...) Das kann nicht funktionieren; die ganze Anlage sträubt sich gegen eine Gestaltung nach den Standards, die sich die bisherigen Eigentümer zum Vorbild genommen haben. So wirken etwa Orientteppiche in den weitläufigen Verbindungsbauten und Fluren ebenso deplatziert wie der modifizierte Landhausstil in den renovierten Zimmern. Und wenn in einem so schlicht und funktional gestalteten Hotelkomplex die Räume ausgestattet sind wie in einem Fünf-Sterne-Haus der 1980er Jahre, einschließlich Messingleuchte und Mahagonitischchen, dann fühlt sich das einfach falsch an. Die oft winzigen Bäder sind da auch nicht hilfreich. (...) Und es würde sich wirklich lohnen, denn das großzügige Haus an sich, seine Lage und der Zugang zum Strand sind einzigartig, und mit einer entsprechenden Neugestaltung hätte die Anlage erheblich mehr Potenzial. Dafür müsste man aber vielleicht auch etwas bescheidener auftreten und sich von der Idee verabschieden, dass dieses Haus ohne millionenschweres Renovierungsprogramm auf ein Fünf-Sterne-Niveau gehoben werden kann. (...) Mehr Schein als Sein ist langfristig keine erfolgversprechende Strategie, denn damit wird man den Gast eher enttäuschen als begeistern.
(Cliff Hotel, Sellin Rügen)