LESEPROBEN Der Trebing-Lecost Hotel Guide 2018

(...) Da Dorint in den letzten Jahren im Allgemeinen eher negative Schlagzeilen produzierte, übt man sich darin, jede Nebensächlichkeit als wichtige Meldung zu verkaufen: Daher ließ man immer wieder einmal vermelden, dass hier in Kürze endlich die notwendigen Investitionen getätigt würden, ohne dass je etwas Konkretes geschah. Stattdessen machte sich im Hotel der destruktive Führungsstil des ehemaligen Dorint-Chefs bemerkbar und hatte negative Auswirkungen auf das allgemeine Arbeitsklima innerhalb des Konzerns. Vermutlich aus finanziellen Gründen begann man, auch die Direktoren aus der zweiten und dritten Reihe der Personalriege zu verpflichten. Zufall war diese Verjüngung sicherlich nicht, eher wohl eine Notwendigkeit. Jetzt aber gab es ein Stühlerücken in der Führungsebene des Konzerns sowie eine überraschende Neubesetzung an deren Spitze. Der ausgerufene Messias in der Gestalt des neuen COO ist Jörg T. Böckeler, der, da sind wir uns sicher, bestellt wurde, um die Hotelgruppe endlich vollständig aus der Krise zu führen. Unter anderem hat er den Auftrag, für die Gruppe eine neue Luxusmarke auf dem Markt zu etablieren. (...)
(Park-Hotel, Bremen)

Einst wurde der Hessische Hof in der Branche als Hässlicher Hof verspottet, da dieser wie ein nüchterner Zweckbau wirkte, der keinerlei Grandezza oder Weitläufigkeit ausstrahlte wie man sie von einem Luxus-Grandhotel eigentlich erwartet. Unabhängig davon, dass der Hessische Hof dies im Inneren umso besser konnte und noch kann, glänzt er seit einigen Jahren nun auch äußerlich, nachdem erhebliche Geldmittel in die Hand genommen wurden, um Außenfassade und obere Etagen deutlich aufzuwerten (...) Unter der Ägide Eduard M. Singers, der seit 2010 hier die Verantwortung trägt, wurde diese Einschränkung eingeführt – vermutlich nicht ohne Grund. Man kann konstatieren, dass dieser den Status quo des Hauses bisher in jedem Fall halten und die Renovierungsphasen der vergangenen Jahre gut meistern konnte. In der Branche gab es aber auch jene Stimmen, die es Singer nicht zutrauten, ein solches Flaggschiff zu führen, da er bis dato Businesshotels an B-Standorten wie etwa in Bad Vilbel, Düsseldorf-Kaarst oder zuletzt für den Internationalen Bund das Hotel an der Friedberger Warte in Frankfurt-Preungesheim geführt hatte. Für den Hessischen Hof, der einen ganz anderen Servicegedanken verfolgt und der sich strukturell von etwa einem Best Western unterscheidet, ist eine Gastgeberpersönlichkeit unverzichtbar. Singer ist mit diesen Herausforderungen, Ansprüchen und Aufgaben gewachsen und hat mit seiner freundlichen und sehr zuvorkommenden Art eigene anfängliche Unsicherheiten kompensieren können.
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(Grandhotel Hessischer Hof, Frankfurt)

Bis vor Kurzem musste man hier in Füssen, nahe der berühmten Touristenattraktion Schloss Neuschwanstein, noch ausschließlich mit Privathotels vorliebnehmen, die verlässliche Standards und zeitgemäße Ausstattung weitgehend vermissen ließen. Der Verdacht liegt nahe, dass man sich die unermüdlich sprudelnde Quelle internationaler Touristen unter den alteingesessenen Häusern aufteilte und Konkurrenz nicht zuließ (...) Das Best Western Plus in Füssen erwies sich seit seiner Eröffnung im Sommer 2017 als das Hotel, auf das alle, mit Ausnahme der alteingesessenen Hoteliers, gewartet hatten. Der ehemalige Direktor Heinz-Otto Ulrich, welcher die operative Hotelführung bis März dieses Jahres innehatte, erwies sich als Pragmatiker, der das Haus über alle Anfangsschwierigkeiten hinweg mit Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft an den Start gebracht hatte. So konnte er miterleben, wie es unmittelbar nach der Eröffnung von null auf hundert durchstartete und von der überbordenden Nachfrage geradezu überrannt wurde. Dass man eine Kooperation mit einer international operierenden Kette einging, erwies sich vom ersten Tag an als unschlagbarer Bonus. (...)
(Best Western Plus, Füssen)

Das Dollenberg ist ein Luxushotel, das ein wenig aus dem Rahmen fällt. Das Zimmerprodukt, das man als konservativ und in jedem Fall hochwertig, aber mit Tendenz zur Langweiligkeit umschreiben würde, ist dennoch in der Lage, den Erwartungen der Stammklientel voll und ganz zu entsprechen. (...) Vor diesem Hintergrund laufen auch unsere kritischen Anmerkungen bei Schmiederer regelmäßig ins Leere. Ob er sich und sein Hotel mit diesem Konzept mittel- und langfristig erfolgreich am Markt behaupten kann, wagen wir jedoch zu bezweifeln. Denn mit seinem konservativen Produkt spricht er definitiv keine Drei-Generationen-Gästeklientel an, auch wenn im Hotel die von den Großeltern eingeladenen Familien mit Nachwuchs durchaus häufig anzutreffen sind. (...) Voll des Lobes sind wir über die hier kultivierten Servicestandards, die, Eigentümer Meinrad Schmiederer sei Dank, stets konstant auf einem hohen Niveau sind. Bereits bei Ankunft vor dem Hotel wird der Gast umfassend betreut und muss sich um nichts mehr kümmern, so erhält er umgehend Unterstützung beim Gepäck und wird selbstverständlich zu seinem Zimmer begleitet. Schmiederer, der nach wie vor die Zügel fest in der Hand hält, pflegt hier einen patriarchalischen Führungsstil. Somit sind die von ihm ausgegebenen Leitlinien konsequent und ohne Wenn und Aber von seinen Mitarbeitern umzusetzen. (...) Wehe dem, der es wagt, konstruktive Kritik an ihm oder einem Familienmitglied vorzutragen, denn der wird hier sehr schnell abgekanzelt. Konstruktive Kritik aufzunehmen, sie anschließend zu analysieren und, wenn nötig, dann auch in die operativen Prozesse mit einfließen zu lassen, davon hält Schmiederer offenbar wenig bis gar nichts. Und als Eigentümer dieses Hauses kann er nun einmal, ohne Rücksicht nehmen zu müssen, den zu verfolgenden Kurs, unabhängig von seiner Richtigkeit, bestimmen. Kritiker sind für ihn Neider und Wichtigtuer, die ihm sein Lebenswerk nur madig machen wollen. Uns hat er einmal mitgeteilt, dass unsere Punktebewertung in Anbetracht der Einzigartigkeit seines Hauses für ihn nicht nachvollziehbar sei und unbedingt auf die Höchstbewertung angehoben werden müsse. (...) 
(Dollenberg, Bad Peterstal-Griesbach)

2017 war für das Hotel Traube Tonbach im Hinblick auf seine Öffentlichkeitsarbeit alles andere als ein gutes Jahr. Ganz im Gegenteil, man kann durchaus von einem regelrechten PR-Super-GAU sprechen. Alles begann ganz harmlos: Anfang des Jahres ließ man über die Medien verkünden, Starkoch Harald Wohlfahrt, der hier über Jahrzehnte tätig war, werde sich zurückziehen und künftig so eine Art kulinarischer Direktor sein. Offenbar wollte man weiter an seiner Popularität und dem einhergehenden Renommee partizipieren. Wohlfahrt hat sich zur Spitze der deutschen Kochelite vorgearbeitet und konnte diesen Status bis zum heutigen Tage halten. Ganz nebenbei hat er alle wichtigen Auszeichnungen der Branche abgeräumt. Fairerweise ist unbedingt anzumerken, dass Hotelchef Heiner Finkbeiner ihm natürlich auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geboten und damit im Übrigen auch eine Art Kultur-Sponsoring in diesem Fall im Segment Esskultur betrieben hat. (...) Daraufhin folgte eine mediale Schlammschlacht, wie man sie normalerweise nur von abgehalfterten C-Promis kennt, die mit aller Gewalt in die Presse wollen. Letztlich kam es zu einem außergerichtlichen Vergleich. (...) Bei Licht betrachtet, lagen die Sympathien durchgängig bei dem Sterne-Koch, der diese Demütigung in einem Sieg verwandelte und gestärkt aus der Angelegenheit herausging. Finkbeiner hat dieses PR-Desaster hingegen nur Hohn und Spott eingebracht sowie mit dem einhergehenden Imageverlust zudem noch eine Stange Geld gekostet. (...)
(Taube Tonbach, Baiersbronn)