LESEPROBEN Der Trebing-Lecost Hotel Guide 2019

Dem Bareiss gelingt es seit vielen Jahren, unter den besten Luxusferienhotels Deutschlands zu rangieren. Man kann dem Patron Hermann Bareiss bescheinigen, dass es ihm gelungen ist, sein Haus stetig weiterzuentwickeln. Dabei war es unverzichtbar, nachhaltige Entwicklungen von Trends mit kurzer Halbwertzeit zu unterscheiden. Wir geben zu bedenken, dass er seit mehreren Jahrzehnten dieses Fünf-Sterne-Hotel nicht etwa in einem mondänen Ort, sondern in einer Streugemeinde im Hochschwarzwald auf Erfolgskurs hält. (...) In diesem Jahr waren wir nach dem Anruf bei der Reservierungsabteilung wieder einmal glücklich und traurig zugleich – glücklich, weil die Mitarbeiterin uns auf einen Aufenthalt dort so wunderbar eingestimmt hatte, und traurig, denn wir hatten ja nur einen profanen Testanruf durchgeführt. Solche Leute sind „Goldstücke“, weil sie sich mit dem Haus, das sie vertreten, identifizieren und es dadurch absolut glaubwürdig vermarkten können. (...) So sehr uns das Gesamtkonzept auch begeistern mag, so gilt dies doch weniger für die Zahlungsmodalitäten in diesem Hause: Die Kosten für seinen Luxusaufenthalt kann der Gast hier tatsächlich nicht per Kreditkarte begleichen. Die Begründung, dass die Rate so knapp kalkuliert sei, dass man nicht auch noch die Gebühren der Kartenunternehmen übernehmen könne, hat schon eine humoristische Note, nicht zuletzt angesichts der hier üblichen Zimmerpreise. Für diese Missliebigkeit dürfte hier eher eine archaische und leider undurchsichtige Bargeldmentalität ausschlaggebend sein. (...) 
(Bareiss, Baiersbronn)

(...) Nach wie vor ist dieses Haus im Segment der Luxus-Businesshotels auf dem Berliner Hotelmarkt ein absolutes Schwergewicht. Diesen Status verdankt es vor allem auch seiner hervorragenden Infrastruktur im Tagungs- und Kongresssegment in der Berliner Hotel-landschaft, denn mit insgesamt 45 Veranstaltungsräumen und Sälen ist man in der Lage, Konferenzen, Tagungen und Kongresse, aber auch große Bälle und Festbankette auszurichten – zum Beispiel für bis zu 2.500 Personen im Ballsaal des InterContinental. Eine Vielzahl gesellschaftlicher Veranstaltungen findet hier statt, etwa der „Ball der Wirtschaft“ vom VBKI, dem Verein Berliner Kaufleute und Industriellen, der von über 3.000 Gästen besucht wird und sicherlich zu den bedeutendsten Bällen der Hauptstadt gezählt werden darf. Er findet traditionell am dritten Samstag im Februar statt. (...) Ungewöhnlich für eine Kette, die vor allem Businessgäste beherbergt, ist die Tatsache, dass man sich nach wie vor mit dem „Hugos” in der 14. Etage auch ein veritables Gourmetrestaurant leistet. Mehr als 17 Jahre trug hier Thomas Kammeier die Verantwortung. Seine kreative Haute Cuisine brachte den Guide Michelin seit 1999 dazu, das Restaurant mit einem Stern auszuzeichnen. Niemand hatte Zweifel, dass Sous Chef Eberhard Lange, der nun auch schon seit 2015 die Gesamtverantwortung trägt, das hohe Niveau halten würde. (...) Hier steht Direktor Aernout de Jong mit seinem Team vor einer spannenden Herausforderung. (...) De Jong, der als Regionaldirektor auch für zwei weitere Häuser des Konzerns verantwortlich ist, vertritt das InterContinental Berlin sehr souverän nach außen, weiß er doch nur zu genau, welchen Status dieses Luxus-Businesshotel auf dem hiesigen Markt seit Jahrzehnten innehat. Vor allem ist er aber auch ein vorbildlicher Gastgeber und zeigt regelmäßig Präsenz bei seinen Gästen. Keine Selbstverständlichkeit bei einem so breiten Aufgabenspektrum, wie es de Jong hat. So ist und bleibt das InterContinental auf dem hiesigen Markt fest verankert als eines der drei besten Luxus-Businesshotels der Bundeshauptstadt.
(InterContinental, Berlin)

Eduard M. Singer hat das Haus viele Jahre lang auf Kurs gehalten. Als Direktor, der – anders als viele Kollegen – nie bestrebt war, das Rad neu zu erfinden, schien er zunächst keine Idealbesetzung zu sein – jedenfalls nicht in den unruhigeren Jahren, die auf das Ausscheiden der Hotellegende Gerhard Köhler Anfang des neuen Jahrtausends folgten. Denn er war zuvor lediglich für City-Businesshotels in B-Destinationen tätig gewesen und daher gewiss niemand, der als erfahrener Gastgeber eines Luxushotels gelten konnte. Dennoch ist es ihm gelungen, Ruhe und Kontinuität in die Führung zu bringen. (...) Da hilft die von Hoteliers gegründete Initiative „Fair Job Hotels“, bei der Eduard Singer zu den Gründungsmitgliedern zählt, leider nur bedingt. Denn wie heißt es so schön? Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis. Und im Gründen von Arbeitskreisen, Fachgremien und Plauderrunden belegt die Branche – verglichen mit anderen Wirtschaftsunternehmen – einen Spitzenplatz. (...)  Schon im März war uns übrigens die Nachricht überbracht worden, dass Direktor Eduard M. Singer gehen wird – was er damals dementierte. Kurz vor Drucklegung erfuhren wir nun, dass er bereits im April das Haus verlassen hat, um sich ab dem Spätsommer neuen Aufgaben zu widmen.
(Grandhotel Hessischer Hof, Frankfurt)

Mittlerweile, so unser Eindruck, hat sich Hotelchef Michael Schmitz ein wenig verzettelt. Zu viele Projekte, zu viele Ideen. Und so scheint es, als sei ihm das Zepter beinahe aus der Hand geglitten. Was das Ganze noch verschlimmert, ist die Tatsache, dass er offenbar sehr unstrukturiert arbeitende Assistentinnen, die sich mehr schlecht als recht um seine Termine kümmern, in seiner „Verwaltung“ beschäftigt. Die Beantwortung einer E-Mail dauert da auch schon einmal 14 Tage – oder die Anfrage geht ganz verloren. Einem kreativen Menschen wie Michael Schmitz wünscht man eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter mit Organisationsqualitäten, damit ihm sozusagen der Rücken freigehalten wird. (...) Auch wenn hier alles ein bisschen wie Stückwerk wirkt und weniger wie ein Hotel – das Haus befindet sich eben in einem ständigen Wandlungs- und Erweiterungsprozess.
(Altera Hotel, Oldenburg)

(...) Da die Hotelgruppe Dormero ihre Häuser zentralisiert führt, etwa beim Sales & Marketing, braucht sie natürlich auch keinen international erfahrenen Direktor. Man gibt sich betont cool und unkonventionell und kann so über den einen oder anderen Servicepatzer geschickt hinwegtäuschen, weil dem Gast suggeriert wird, dies sei Teil des Konzeptes. Manchmal fehlt es dabei allerdings am nötigen Feingefühl, etwa wenn man mit einer etwas zu „spritzig“ gestalteten Bar-Karte eine Sexismusdebatte auslöst. So etwas mündet zwangsläufig in eine negative mediale Berichterstattung. Kritik hagelte es vor allem für den Werbeslogan „Brauchen Sie es hart und schnell …“, wobei die Cocktails gemeint waren. Das reicht eigentlich schon, aber auch die Illustrationen kamen offenbar nicht durchgehend gut an, etwa die eines Mannes, der sich mit einem Schlauch Bierschaum ins Gesicht spritzte, oder die der gespreizten Beine einer Frau mit heruntergelassenem Höschen, die Drinks mit Namen wie „Blow Job“ oder „Red Headed Slut“ offerierte. Man glaubt wohl, seine Zielgruppe genau mit solch provokanten Werbebotschaften erreichen zu können. Auch in anderen Häusern des Konzerns hat man bereits mit Plattitüden für Aufmerksamkeit gesorgt, nach dem Motto: „Es gibt keine schlechte Presse!“ (...)
(Dormero Rotes Ross, Halle)

Ein Patriarch, wie er im Buche steht – diesem Ruf wird Klaus-Michael Kühne in jeder Hinsicht gerecht. In Hamburg und seiner Hotellerie suchen solche Persönlichkeiten, sofern sie einen Bezug zur Hansestadt haben, offensichtlich gern eine Bühne, denn auch Block House-Chef Eugen Block ist in Hamburg so berühmt wie berüchtigt für seine Luxushotels – dem Elysee aus den 1980er-Jahren und dem Elysee Grand, seiner Erweiterung vom Anfang der letzten Jahrtausendwende. Wie bei Block wagen sich auch bei Kühne und seinem Projekt nun die Neider und missgünstigen Kritiker aus der Deckung und werfen dem Milliardär Kleinigkeiten zum Thema Innenausstattung vor. Seltsamerweise ist es wie bei Block auch hier die Gattin, die sich jetzt wegen ihres Einflusses auf das Design des Interieurs Vorwürfe wegen mangelnden Feingefühls anhören muss. Dies ist wirklich eine erstaunliche Parallele zum Elysee Grand von Eugen Block, dessen Frau ein Faible für Glaskunst aus Murano hat und nicht nur entsprechende Objekte im Hotel ihres Mannes aufstellen ließ, sondern so auch vor Jahren in den Verdacht geriet, für das schwindelerregende Muster des Teppichs im Ballsaal des Hauses verantwortlich zu sein. Block selbst sagte, dass ihn die berauschenden Farben eines Chagall-Kirchenfensters zum Design der später als „Teppich des Grauens“ verspotteten Auslegware inspiriert hätten. Nach kurzer Zeit wurde der eigentlich neue Teppich entfernt und durch einen mit weniger wirrer Optik ersetzt. (...) Eine ebensolche Kritik schlug nun Klaus-Michael Kühne von renommierter Seite entgegen, und zwar vom Junius-Verlag, der das Jahrbuch Architektur in Hamburg herausgibt und im letzten Jahr konstatierte, dass die Einrichtung der Räume so wirke, „als sei man bei der reichen Stuttgarter Verwandtschaft zu Besuch“ und des Weiteren vermutete, dass die Auswahl des Mobiliars in erster Linie auf die Gattin des Bauherrn zurückgehen könne. Hamburgs „erstes und einziges Fünf-Sterne-Superior-Hotel“, wie es Kühne stolz vorstellte, ist natürlich ein Objekt, das einfach die Besserwisser auf den Plan rufen musste. (...)  Investoren wie Kühne oder Block schlägt auch deswegen Kritik entgegen, weil sie Architekten als reine Dienstleister sehen und damit den Status der Architektur als Kunstform negieren. (...) Man ahnt daher, woher der Vorwurf, hier würde sich die reiche Stuttgarter Verwandtschaft wohlfühlen, kommt – sofern man gern uralte Klischees wie das von den etwas biederen Schwaben bedient. Zu viel warmes Beige und zu viel Holz wie beim hochwertigen Eichenparkett, zu wenig kühle Eleganz, wie sie einer solchen Architektur angemessener wäre. (...)
(The Fontenay, Hamburg)

(...) Bei unserem letzten Anruf dort hatten wir ein absolut unterirdisches Gespräch mit einer völlig inkompetenten Mitarbeiterin, die unseres Erachtens in der Dienstleistungsbranche nichts zu suchen hat. Während sie mit uns telefonierte, kommunizierte sie nebenbei mit einer Kollegin, war somit abgelenkt und merkte nach jedem zweiten Satz an: „Was haben Sie gesagt?“ Wir fragten einen Termin im Juli an, woraufhin sie wild auf ihrer Tastatur herumhämmerte und rief: „Sie möchten im April kommen?“ Wir: „Nein, im Juli!“ Sie antwortete: „Im April möchten Sie kommen, ich kann hier nix finden.“ Nun fragten wir doch nach, ob sie uns, mit Verlaub, veralbern wolle, da der April ja bereits vorbei sei – es sei denn, sie überprüfe bereits das Kontingent des Jahres 2020. Da gingen ihr die Nerven endgültig durch und sie erwiderte – Zitat: „Ich will Sie doch nicht verarschen, hören Sie mal, so lass ich mit mir nicht reden, merken Sie sich das!“ Die Reaktion auf diese unverschämte Rede wollte sie gar nicht erst abwarten und knallte sicherheitshalber den Hörer auf. Hier fragen wir uns schon, warum niemand von den anwesenden Kolleginnen oder Kollegen diese Furie stoppen konnte. Bei aller Kritik können wir uns nicht vorstellen, dass Hotelchef Herbert Aukam ein solches Benehmen dulden würde. Wobei: Eine Serviceschulung könnte bei dieser Mitarbeiterin vermutlich auch nicht mehr helfen. An dieser Stelle bleibt uns nur folgender Hinweis: Mister Aukam, bitte übernehmen Sie.  
(La Strada, Kassel)


(...) Joachim Schulz, der von 1998 bis 2007 das Cliff Hotel maßgeblich prägte, wollte sich aber einfach nicht damit abfinden, dass dieses Haus inklusive seiner Infrastruktur – trotz seiner ehemaligen Funktion als Hotel der DDR-Elite – einfach nicht die Voraussetzungen mitbrachte, jemals das Luxussegment zu bespielen.  (...) Heute erzählt man sich immer noch, wie er sich damals direkt am Eingang des Restaurants einen „Chef’s Table“ einrichtete. So konnte er den Gästen signalisieren, jederzeit ansprechbar zu sein. Der Hauptgrund war jedoch, dass er sofort eingreifen wollte, falls unter den Gästen jemand war, der die Gepflogenheiten der Luxushotellerie nicht verinnerlicht hatte und etwa in kurzen Hosen und Schlabber-T-Shirt zum Frühstücksbuffet schlurfte. Diese Gäste fing er dann gleich an der Tür ab und machte sie mit dem von ihm festgelegten Dress- code vertraut. Auch wenn Schulz manchmal auf eine heftige Gegenreaktion stieß, hielt ihn das nicht von seinem strikt verfolgten Ziel ab, das Cliff Hotel so aufzustellen, dass es in jeder Hinsicht seinen Anforderungen an ein lupenreines Luxushotel entsprechen konnte. Und er ließ sich auch nicht beirren, als ein Journalist, der hier zufällig Urlaub machte, sein etwas forsches Auftreten nicht goutieren mochte und seine Eindrücke in einem launigen Bericht schilderte. Diese Art von Gegenwind war für Schulz kein Grund einzulenken, denn er war streitbar, vertrat seine Meinung gegenüber Gästen ebenso vehement wie gegenüber Vertretern der Lokalpolitik, denen er auch schon mal ganz unverblümt sagte, was er von ihnen hielt. (...)Mit Peter Schwarz, der hier bis zum heutigen Tag die Leitung innehat, scheint Dr. Lohbeck jedenfalls sehr zufrieden zu sein, weil der sich mit den Strukturen und Gegebenheiten des Cliff Hotels offenbar arrangieren kann, sich in die Rolle des Statthalters fügt und vor allem die Vorgaben aus der Zentrale ohne Wenn und Aber umsetzt. (...)
(Cliff Hotel, Sellin/Rügen)