LESEPROBEN Der
Trebing-Lecost Hotel Guide
2024
In
jedem Jahr unserer Recherche
kommt uns beim Regent Hotel als Erstes die Frage in den Sinn, was
eigentlich Claus Geißelmann macht, seines Zeichens General
Manager dieser Nobelherberge. Wir fragen uns dann, ist er hier noch
tätig und wenn ja, weshalb nimmt man
ihn nicht wahr? (..)
Eigentlich hat der liebe Gott ihn mit Eloquenz, Charme und einer
überdurchschnittlichen Sozialkompetenz ausgestattet.
Attribute,
die er hier in seiner Funktion als Hoteldirektor im Sinne des Hauses
hervorragend ausspielen könnte, um einen brillanten Gastgeber
abzugeben. (…) Das war bei seinem Vorgänger Stefan
Athmann
genau das Gegenteil. Unseres Erachtens waren seine allgemeinen
Gastgeberqualitäten mäßig
ausgeprägt, aber
immerhin wusste er nur zu genau, wann seine physische Präsenz
unverzichtbar war und er seine Aufwartung machen musste.
(…) In jedem Fall kann es mit seiner Lage sowie
seinem
Zimmerprodukt punkten. Wie erwähnt, ist das gastronomische
Angebot
allenfalls gepflegtes Mittelmaß. Da geht in jedem Fall noch
mehr!? (…)
(Regent,
Berlin)
Das Kameha Grand Bonn ist
architektonisch ein echtes Unikum
und mit seiner ungewöhnlichen Form eines der bekanntesten
Hotels
seiner Region. Die einem liegenden Keil mit abgerundeten Ecken
gleichende Silhouette des Baus verbirgt seine Größe
und den
symmetrischen Aufbau der Hotelanlage, bei dem sich zwei
Gebäudeflügel zu beiden Seiten des parallel zum Rhein
liegenden Haupthauses des Hotels Richtung Fluss erstrecken und dabei
ein Atrium umschließen. (…) Die Gestaltung des
Hauses ohne
wirkliches Dach, sondern mit einer scheinbar durchgehenden
Außenhaut, sorgte von Anfang an für ähnlich
kontroverse
Diskussionen wie die erwähnte Form des Hotels. Die
Höhe des
Bauwerks entwickelt sich vom flacheren, rheinseitigen Ende des
liegenden Keils aus, der hier nur drei Geschosse hoch ist, auf eine
Höhe von sechs Geschossen auf der landeinwärts
gerichteten
Gebäudeseite. (…) Das Interieur wirkt dabei
keineswegs
beliebig oder zusammengewürfelt, sondern bewusst farbenfroh
und
lebhaft. Dadurch werden einzigartige und wiedererkennbare Interieurs
geschaffen, welche den Gästen wegen ihrer
Originalität und
ihrem provokanten, neuen Designkonzept sowie der
ungewöhnlichen
Silhouette der Architektur im Gedächtnis bleiben. Das bunte
Nebeneinander von unterschiedlichen Stilen, bei gleichzeitig
vorhandener Wohnlichkeit und einem behaglichen Raumgefühl
sorgen
trotz dieses fordernden Gestaltungsansatzes für Zufriedenheit,
wenn nicht sogar für Begeisterung bei den meisten
Gästen.
(Kameha Grand, Bonn)
Bertold Reul, der seit
Eröffnung im Jahr 2015 dieses Haus
der Derag-Hotelgruppe offiziell führt, kennen wir bereits aus
Zeiten, als er noch die Verantwortung für das Nikko hier in
Düsseldorf trug. In jedem Fall ist er mit dem hiesigen
Hotelmarkt
vertraut und auch recht gut vernetzt. Leider ist Reul für uns
kein
serviceorientierter Gastgeber, der, wann immer es ihm möglich
ist,
versucht, mit seinen Gästen ins Gespräch zu kommen,
sondern
eher ein nüchterner und zahlenaffiner Technokrat. In
Anbetracht
des Umstandes, dass das Derag de Medici ein Haus mit vielen
Besonderheiten ist, die es herauszustellen gilt, sehen wir seine
bisherige Performance eher kritisch. Ganz offen wird kommuniziert, dass
man sich selbst im Luxussegment verortet, wohlwissend, dass man sich
bei einer offiziellen Klassifizierung dann auch mit den besten
Häusern der Republik messen lassen müsste. Das
Zimmerprodukt,
das uns irgendwie nicht so recht den Charme einer Nobelherberge
vermittelt, ist dabei das eine Problem. Die Service- und
Dienstleistungsqualität, die hier schwankt wie der Deutsche
Aktienindex im Tagesverlauf, das andere. (…)Auf eine
offizielle
Erklärung, weshalb der Freizeitbereich auch an den
übrigen
Tagen zudem nur in sehr eingeschränkten Zeitfenstern nutzbar
ist,
wurde bislang verzichtet. Die Antworten der jeweils befragten
Mitarbeiter wirkten jedenfalls sehr konstruiert und reichen von
„… dieser Bereich wurde von den Gästen
nicht so
angenommen wie erwartet“ bis hin zu „…
bleibt aus
Gründen der Energiekosteneffizienz geschlossen“.
(…)
(Derag Living Hotel de Medici, Düsseldorf)
(…) Den
grunderneuerten Russischen Hof leitete anfangs
der sehr engagierte Direktor Kay-Uwe Dorn von 1999 bis 2004 als
unmittelbarer Vorgänger von Albert Voigts. Der wirklich
sympathische und damals recht junge Dorn stand dem frisch
wiedereröffneten Hotel am Goetheplatz als Gastgeber und
Aushängeschild gut zu Gesicht. Diese glamouröse
Neustartphase
des Traditionshotels ist mittlerweile natürlich vorbei.
(…)
Aber immer noch gefällt das Haus mit seiner Architektur, dem
gekonnten Neben- und Ineinander von modernem Neubau und historischem
Gebäude am Goetheplatz davor. (…) Nicht
schön für
die Gäste des Russischen Hofes, dass man sich ausgedehnte
Schließzeiten gönnt, und etwa im August fast den
ganzen
Monat geschlossen hat. (…) Wir erinnern uns an ein Telefonat
mit
einer Rezeptionsmitarbeiterin, die salopp darauf hinwies, dass dieses
Hotel zentral gelegen sei und daher niemand verhungern würde
(…). Wir haben zudem den Eindruck, dass entweder keine
Reservierungsabteilung vorhanden oder diese nur temporär
besetzt
ist. Uns ereilte das Glück bislang nicht, dort jemanden zu
erreichen. (...)
(Grand Hotel Russischer Hof, Weimar)
Zwischenzeitlich ist wieder
ein wenig Ruhe in dieses
Luxushotel am Kaiser-Friedrich-Platz eingekehrt, nachdem es in den
beiden letzten Jahren in die Schlagzeilen geraten war. Wir berichteten
darüber, dass ein Einmietbetrüger-Ehepaar mit seinem
Vierbeiner über mehr als zwei Jahre Kost und Logis in
Wiesbadens
erstem Haus am Platze in Anspruch genommen hatte, ohne die
beträchtliche Rechnung zu bezahlen, bevor es durch einen
Zufall
schließlich überführt werden konnte.
(…) Die
Justiz beschäftigte sich dann mit dem Fall, und der Ehemann
wurde
zu einer mehr als dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Der
eigentliche Skandal ist allerdings, dass die damalige Hoteldirektorin
derart unprofessionell agierte und ihre Fehlentscheidungen und
mangelnde Durchsetzungskraft den Dorint-Konzern letztlich eine
sechsstellige Summe kosteten – vom Hohn und Spott und der
negativen Presse einmal ganz zu schweigen. (…) Uns
ist
nicht ganz klar, ob sie den Vorfall in seiner ganzen Tragweite
realisiert hat. (…)
(Hommage Hotel Nassauer Hof, Wiesbaden)